Auffahrtstag in Landquart.
Endlich Sommer!
Ein Mann rennt mit einer Trillerpfeife im Mund über 10 Fussballplätze.
Doch der Reihe nach:
Es geht um das wohl grösste Junioren Fussballturnier in Graubünden. Zumindest das grösste, dass von einem hiesigen Verein organisiert wird.
«55 Teams kämpfen um 600 Pokale»
Pünktlich um 9:00 Uhr füllt sich der Sportplatz Ried in Landquart mit vielen Kindern und Erwachsenen. Exakt um 10:00 Uhr wird, per Lautsprecheranlage, nach einer herzlichen Begrüssung durch Speaker Roger Bernauer, angepfiffen.
Nun geht es wie am Schnürchen: nach 12min wird wieder abgepfiffen und die nächsten Begegnungen werden auf den elf Plätzen vorbereitet. Weitere drei Minuten später wird wieder angepfiffen.
Während dessen beim Clubhaus
Hier ist die Festwirtschaft aufgebaut, es geht zu und her wie in einem Bienenstock. Die Fritteuse dampft, die Hände der Grilleuren schwitzen, es wird gerade eine gefühlte Tonne Pommes-Frites und Teigwaren vorbereitet. Alle Helfer wissen was zu tun ist. Der Ausschank von Kaffee und Bier folgt keiner zeitlichen Abgrenzung. Die Festbänke sind bereits gut gefüllt.
Auf dem roten Platz (so wird die rote Tartanfläche wohl auf jeder Sportanlage benannt) ist eine Menschentraube. Lukas Jakob, ein 18-jähriger Künstler aus Zürich, zeigt hier «Football Freestyle», eine Art von modernem Tanz mit einem Fussball, oder besser gesagt, sehr gutes Dribbling. Lukas stoppt seine Show. Ein Fussballer aus dem Publikum darf zum 1zu1 Duell gegen ihn antreten. Lukas wird von den jungen Fussballstars in Landquart fast überrannt. Alle wollen gegen ihn die eigenen Dribbling-Künste zum besten geben. Ein riesen Spektakel.
«Nervös schauen Trainer und Betreuer auf ihre Uhren»
Zurück auf die Spielfelder des Turniers. Mittlerweile läuft wieder Fussball-Motivationsmusik. Der Fussball WM Song von Südafrika 2010 dröhnt über die Plätze und verstummt plötzlich. Soweit unspektakulär.
Wenig später schauen Trainer und Betreuer nervös auf ihre Uhren. Die aktuellen Begegnungen sollten doch längst abgepfiffen werden? Der Pfiff über die Lautsprecheranlage bleibt aus… Was ist los?
Roger Bernauer, der Speaker, rennt nun alle Plätze ab und pfeift jedes Spiel einzeln ab. Die Lautsprecheranlage hat ihren Dienst quittiert. Auch sämtliche Wiederbelebungsversuche von anwesenden Ingenieurskräften bleiben erfolglos. Bei den Veranstaltern kommt leichte Hektik auf. Improvisieren ist angesagt! Es gilt, alle Schiedsrichter zu informieren, dass sie von nun an auf sich alleine gestellt sind. Dann nichts wie los, eine Lautsprecheranlage für die Siegerehrung organisieren und weiter geht’s.
Die Kategorien F und G sind bereits durch. Bei den Grösseren laufen die Finalspiele. In der Kategorie D sind die Beine noch nicht müde und keine Mannschaft verschenkt ein Tor. Nach 12 Minuten steht es im Final zwischen dem FC Landquart und FC Meggen 0 zu 0. Es kommt zum Penaltyschiessen! Die Nerven liegen blank. Der Torhüter von Landquart, Noé Leibundgut, kann beim zweiten Penalty parieren. Als dann beim sechsten Versuch Meggen nur den Posten trifft, ist die Entscheidung gefallen. Landquart kann den Heimvorteil nutzen und gewinnt in der höchsten Kategorie. Leibundgut meint kurz nach dem Siegesjubel, dass es viel Spass macht hier und heute zu tschutten. Besonders auch gegen die Gäste, die extra aus Deutschland (Karlsruhe) angereist sind. Die spielen einen ganz anderen Fussball, aber wir haben trotzdem gegen sie gewonnen.
Die Podestfeier der Mannschaften haben für die jungen Teilnehmer nicht die höchste Priorität. Geduldig wartet Aziz Agirman, der Spielbetriebs Verantwortliche, bis alle Eltern mit ihren Smartphones das perfekte Bild ihres Nachwuchs auf dem Display haben. Für jeden Spieler gibt es nach dem Turnier einen kleinen Pokal als Andenken und als Zeichen, dass heute alle Sieger sind.
«Mein grösster Dämpfer heute war, dass die Lautsprecheranlage ausgestiegen ist», sagt Agirman, als er im Schatten des Schulhauses die Fussballtore abschliesst. «Die Komplimente der Gäste von nah und fern haben das aber ordentlich kompensiert. Die kompetente Organisation kommt nicht von ungefähr. Die Ausschreibung auf www.turnieragenda.ch und der Software unterstützte Spielbetrieb vereinfachen die Arbeit ungemein. Dennoch», meint Agirman, «es geht nicht ohne persönliches Gespräch, die Gastmannschaften für eine Teilnahme bei uns zu überzeugen».
Tolle Bilder vom Auffahrtstag siehst du hier!
30.05.2019 / Daniel Luginbühl