Die langen Reisen sind wir uns noch nicht gewohnt, deshalb kamen nicht alle rechtzeitig in Amriswil an. Doch weil die Kabinen im Neubau so klein waren, dass nur gerade die halbe Mannschaft Platz fand, war es eben auch nur halb so schlimm. Dafür war es so warm im Gebäude, dass die Tenus gerade so lufttrocken wurden. Nebenbei angemerkt, der Schiedsrichter kam ursprünglich aus Übersee (Amriswil – Bodensee – Deutschland) und pfiff ausgezeichnet.
Wir nahmen uns vor, von Anfang an präsent zu sein. Dass die Jungs Fussball spielen können, steht ausser Frage. Mehr Mut mit dem Ball und vor allem mehr Bereitschaft, Zweikämpfe zu gewinnen und aufsässig zu sein, wurde gefordert. Der Start gegen ein sehr offensives und dynamisches Amriswil zeigte uns sofort auf, wo wir unsere Defizite hatten. Nach vorne fehlte uns die Entschlossenheit und der direkte Weg zum Tor, nach hinten kamen wir in der Startphase in fast keine Zweikämpfe und verloren jedes Kopfballduell auf dem schwer zu bespielenden Rasen. Als wir dann mal im Zweikampf waren, wurde versucht, den Ball zu behaupten und zu kontrollieren. Auf diesem Niveau geht dies nicht mehr, und das mussten die Jungs einige Male gnadenlos erfahren. So ging das Heimteam in der 11. Minute verdient in Führung und es war unserem Torhüter Tim Häberli zu verdanken, dass nicht noch weitere Tore fielen. Allmählich wurde es besser und auch wir kamen ebenfalls zu einigen Torchancen, die aber ungenutzt blieben. Da beide Teams hoch anliefen und Angriffpressing spielten, war es nicht ein gepflegtes Fussballspiel, sondern eher Kick and Rush. Dafür war es eine körperlich intensive erste Halbzeit.
Die Pause nutzen wir dazu, einige Punkte anzusprechen und Mut zu tanken. Schliesslich gewinnt man die Punkte beim Fussball, man verliert sie ja nicht. Und so starteten wir druckvoll in die zweite Halbzeit und kamen zu einigen sehr guten Torchancen. Leider blieben aber allesamt ungenutzt, wie schon des Öfteren. Hier könnte man den Torwart oder die Verteidiger der Gäste loben, die sensationell parierten oder auf der Torlinie klärten, doch aus solchen Chancen müssen Tore resultieren. So kam es wie so oft, macht man sie vorne nicht, bekommt man sie hinten selbst. So stand es plötzlich 2:0. Das 3:0 war dann sehr bitter und so dermassen unnötig, dass es gar Nichts zu sagen braucht. Aus einem eigenen Freistoss, nahe des gegnerischen Strafraumes, resultierte wenige Sekunden später ein Penalty für das Heimteam, die gelbe Karte als unvermeidbarer Zusatz. Was dann aber folgte, war einfach genial. Zu 10 kämpften die Jungs um jeden Ball, schön war es nicht, aber es war leidenschaftlich und von aufgeben keine Spur. Wir konnten durch Janik Niggli und einem sehenswerten Flugkopfball von Luca-Remo Gansner in Unterzahl auf 3:2 verkürzen. Während den letzten 15 Minuten wurde der Spielfluss durch die Amriswiler stetig unterbrochen. So gelang es uns nicht mehr, den Ball ein weiteres Mal über die Linie zu drücken. In der Nachspielzeit fiel dann noch der letzte Treffer zum 4:2. So mussten wir gegen ein ambitioniertes Amriswil eine Niederlage einstecken.
Dennoch ziehen wir ein positives Fazit und es folgt der vielzitierte Satz: „Manchmal gewinnt man, manchmal lernt man“. Es ist großartig zu sehen, wie schnell die Jungs dazulernen. Der Unterschied zu vier Jahren CocaCola League wird dann eben schon ersichtlich. Dafür sind die Jungs aus dem Bünderland in Sachen Sozialkompetenz weit voraus! Und das mit den Tenus, bekommen wir auch noch hin!
02.09.2019 / Tobias Tarnutzer