Interview mit Andy Guler, geführt von Maurus Taxer am 2. September 2019
Den Saisonstart hat man verhauen, zwei Spiele, zwei Niederlagen. Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?
Natürlich ist der Saisonstart immer wichtig. Somit auch ärgerlich, dass wir beide Spiele verloren haben. In beiden Spielen wurde jeder Eigenfehler bestraft. Das kann schon mal vorkommen, wenn man eine solch junge Mannschaft wie wir haben. Die Stimmung ist aber nach wie vor gut. Einige müssen nur noch lernen, dass auch das «neben dem Platz» wichtig ist im Team-/ Breitensport. Aber das ist ein grundsätzliches gesellschaftliches Problem, wenn lieber ins Handy geschaut wird als sich miteinander zu unterhalten.
An der Grösse des Kaders sollte es nicht liegen, da man auf der Kaderliste 26 Spieler hat, mit zwei A-Junioren im erweiterten Kader?
Ja, die Kadergeschichte ist so eine Sache. Von vielen wurde ich darauf schon angesprochen. Was mich ehrlich gesagt ein bisschen ärgert. Das Kader besteht aus 26 Spieler. Davon drei Torhüter, zwei A-Junioren und mein Co- Trainer Michele Bongulielmi, der wegen seiner Knieverletzung nur für Notfälle eingerechnet ist. Wenn man dann beim Spiel in Triesen 12 Abwesende und beim Triesenberg Spiel 14 Abwesende hat, dann kann man das von der Qualität her in einer 3. Liga nicht mehr kompensieren. Unter diesen Abwesenden waren jeweils 7-8 potentielle Leistungsträger die uns fehlten. Trotzdem kein Vorwurf an die Jungs die gespielt haben. Sie haben alles versucht, haben alles rausgehauen, nur wurden wir dann bei jedem kleinen Fehler knallhart bestraft. Aber auch das gehört zu einem Lernprozess.
Unser Fanionteam hat ein sehr junges Durchschnittsalter, wie etablieren sich die neuen jungen Spieler in der Mannschaft?
In der Tat haben wir ein extrem junges Team. Ich arbeite gerne mit jungen Spielern zusammen, die sich weiter entwickeln wollen. Trotzdem sind für mich die älteren Spieler ein Fundament, welches nicht zu ersetzen ist. Jede Mannschaft braucht eine Stabilität, von dem eben auch die Jungen profitieren können und sollen. Leider stand in den ersten beiden Spieler bis auf Captain Marco Mittner keiner der älteren Spieler zur Verfügung. Aber wenn man bedenkt, dass wir in den letzten zwei Meisterschaftsspielen vier Spieler mit Jahrgang 2001 und vier mit Jahrgang 2000 eingesetzt haben, zusätzlich drei Spieler mit Jahrgang 1999, dann sieht man, denke ich, dass unser Team so jung ist wie kein anderes 3. Liga Team. Die Jungs etablieren sich gut, sie bringen frischen Wind. Aber sie brauchen auch Zeit. Bei uns dürfen sie auch Fehler machen. Denn nur aus Fehlern können sie lernen. Schlussendlich geht es aber nicht um Fehler, sondern um Lösungen.
Man hatte nun zwei Saisons hintereinander, in den man sich eher nach hinten orientieren musste. Ist das Saisonziel in der aktuellen Spielzeit der Ligaerhalt oder hat man Ambitionen nach vorne?
Natürlich ist es immer interessanter, wenn man sich in der Tabelle nach oben orientieren kann. Trotzdem ist für mich als Trainer die Entwicklung jedes einzelnen Spielers genauso wichtig. Schlussendlich aber sind wir die 1. Mannschaft des FC Landquart und werden an den Resultaten gemessen. So ist es und wird es auch immer sein im Aktivfussball. Da bei uns die Verletzungshexe extrem zugeschlagen hat wünsche ich mir einen gesicherten Mittelfeldplatz für mein Team. Wenn wir aus dem vollen Kader schöpfen können, dann ist es möglich, jeden Gegner in dieser Gruppe zu schlagen.
Der FC Landquart ist ein Verein, der Spieler in der 3. Liga nicht bezahlt, was leider nicht mehr als normal angesehen wird, wie man an gewissen Beispielen in unserer Region sieht. Meinst du, das hat grössere Auswirkungen auf den Ligabetrieb?
Was andere Vereine machen interessiert mich grundsätzlich nicht. Wenn ich mich aber dazu äussern muss, dann bin ich der Überzeugung, dass Geld keine Tore schiesst und keinen Erfolg garantiert. Im Gegenteil. Sobald kein Erfolg da ist, kommt der grosse Neid. Zusätzlich ist es nie nachhaltig für einen Verein. Denn alle „geldgeilen“ Spieler sind weg, wenn man keinen Erfolg hat. Wenn in der 1. Liga etwas bezahlt wird, bei 4-5 Trainingseinheiten pro Woche, dann ist es ok. Schlussendlich ist das ja auch die höchste Amateurklasse in der Schweiz. Aber in einer 3. Liga Spieler zu bezahlen, ist für einen Verein nicht der richtige Weg. Kurzfristig mag es aufgehen. Langfristig ist das zu 100% der Tod. Ja es kann eine Auswirkung auf den Ligabetrieb haben. Aber ich bin der Meinung, dass man mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung gegen solche Teams bestehen kann. Und schlussendlich wird ja bei solchen Vereinen offiziell nie jemand bezahlt. Also glauben wir weiterhin ans Christkind und den Osterhasen.
Nächste Frage bitte…
Nächsten Sonntag hat man das erste Heimspiel und dies gegen den Absteiger aus der 2. Liga Regional, den FC Buchs. Was meinst du, was erwartet deine Mannschaft?
Ich war letzten Sonntag in Buchs und habe mir das Spiel Buchs gegen Triesen angeschaut. Buchs ist für mich neben Triesenberg einer der beiden Favoriten auf den Gruppensieg. Eine Mannschaft, die über hohe Qualität verfügt. Ich freue mich aber auf dieses Duell. Es wird für meine Jungs eine Herausforderung werden. Trotzdem werden wir ihnen nichts schenken. Schlussendlich aber liegt es an unserer Leistung, wie gut sich Buchs entfalten kann. Daher möchten wir uns auf die eigenen Stärken besinnen.
Da Buchs einige Zuschauer mitbringen wird, wäre es schön, wenn auch wir viele Zuschauer zur Unterstützung hätten.
Andy Guler, ich danke dir, dass du Stellung genommen hast und wünsche dir noch alles Gute für die nächsten Meisterschaftsspiele und für die ganze Saison.
Ich danke dir. Vielen Dank.